Ohne Frage verwirklicht ein Adler sein Potential, indem er die Luft durchstreift, kleinere Tiere als Beute erlegt und Nester baut. Ebenso fraglos verwirklicht ein Elefant sein Potential in Größe, Kraft und Behäbigkeit.
Kein Adler wird ein Elefant sein wollen und kein Elefant ein Adler. Sie ‚akzeptieren‘ sich ‚selbst‘. Nein, sie akzeptieren sich noch nicht einmal selbst, denn das würde eine mögliche Ablehnung einschließen. Sie nehmen sich so an, wie sie sind. Nein, sie nehmen sich noch nicht einmal so an, wie sie sind, denn das würde die Möglichkeit des Andersseins beinhalten. Sie sind einfach. Sie sind was sie sind was sie sind.
Wie absurd wäre es, wenn sie – wie Menschen – Fantasien, Unzufriedenheit und Selbsttäuschungen unterlägen! Wie absurd wäre es, wenn der Elefant, seines Daseins auf dem Erdboden müde, den Wunsch hätte zu fliegen, Kaninchen zu fressen und Eier zu legen. Und wenn sich der Adler nach der Stärke und Dickhäutigkeit des Elefanten sehnte.
Aber der Mensch tut dies. Er versucht etwas zu sein, das er nicht ist. Er verfolgt Ideale, die er nicht erreichen kann. Er steht unter dem Druck des Perfektionismus, weil er Kritik fürchtet. Und er öffnet so die Wege zu endlosen seelischen Qualen
Fritz Perls: Gestalt-Wahrnehmung. Verworfenes und Wiedergefundenes aus meiner Mülltonne