Mara Stixs Blogparade „Dankbarkeit“ sprach mich so spontan an. Dankbarkeit – ist doch ein schönes Thema! Es gibt so vieles, wofür ich dankbar bin. Da gibt es sogar eine ziemlich lange Liste, der Menschen und der Dinge für die ich dankbar bin.
Und um so mehr ich darüber nachdachte, wie ich meinen Beitrag zu dieser Blogparade gestalten könnte – um so mehr verstummte ich. Immer klarer wurde mir, dass die Momente in denen ich am stärksten „Dankbarkeit“ empfinde, die Momente sind, in denen mein Leben grad noch recht dunkel war. Das war für mich eine erstaunliche und irgendwie auch erschütternde Erkenntnis.
Dankbarkeit heißt: Ich bin einverstanden mit dem was war und was ist und was sein wird
Ich dachte immer, Dankbarkeit kommt auf die Bühne, wenn mir „im Leben etwas Gutes widerfährt“. Stimmt schon auch. Wenn mir jemand seine Zeit und seine Aufmerksamkeit schenkt, bin ich dankbar. Da freu ich mich. Da ist ein wohliges Gefühl in mir: Schön, dass mir ein anderer mit wärmender Freundlichkeit bedenkt. Mir zeigt: Du bist hier willkommen. Hier bist Du gut aufgehoben – Schön, dass Du da bist!
Und klar ist mir geworden: Dankbarkeit empfinde ich in den Momenten am intensivsten, in denen ich voll und ganz einverstanden bin, mit dem was wirklich ist. Und das gilt eben nicht nur für die schönen Momente, in denen ich in der Sonne sitze, den Vögeln beim Zwitschern zuhöre und das Wasser im Fluss an mir vorbei fließt. Das gilt auch – und gerade auch! – für die Momente, in denen mir der Schrecken noch in den Knochen sitzt. Ich durcheinander gewirbelt bin und mich zu verlieren drohe. Gerade dann, wenn es mir gelingt, in solchen Momenten achtsam, wach und mutig einverstanden zu sein mit dem was ist, was war und was kommen wird, dann wächst wie aus dem Nichts „Dankbarkeit“.
Das ist keine konkrete Dankbarkeit „für etwas“. Das ist absolute Dankbarkeit – die Dankbarkeit, dass ich bin, dass ich ich bin. Dass ich sehen, hören und fühlen kann. Gerade das sehen, hören und fühlen kann, was ich gerade eben sehe, höre und fühle. Wenn ich nicht will, dass etwas anders ist, als es gerade eben ist.
Dankbarkeit wächst, wenn es keine Hoffnung mehr gibt
In solchen Momenten gibt es keine Hoffnung auf ein besseres Morgen – weil es keine Hoffnung mehr braucht, weil eben alles gut ist, so wie es ist. Hoffnungslosigkeit ist dann eine grandiose Erfahrung. Sie kann dennoch unangenehm sein – wirklich lustig ist es ja nicht, eine schmerzhafte Erfahrung „voll einverstanden“ anzuschauen, hinzuhören und zu durchleben. Und: Es muss nicht lustig sein, es muss nicht schön sein, damit ich dankbar bin für mein Leben. Es darf traurig, schrecklich, hässlich sein. Auch das sind Wahrheiten meines Lebens. Dafür bin ich dankbar.