So manchmal trifft es einen ja so en passant ins Herz: Upps! Da meint was MICH. So ging’s mir mit der Blog-Parade von Andrea Hiltbrunner „Was bedeutet Freiheit für Dich?„. Das ist ein Thema, das mich angeht und mich so manches Mal umtreibt.
Und klar fallen mir da zuerst die Fünf Freiheiten von Virginia Satir ein:
Die Freiheit zu sehen und zu hören was im Moment wirklich da ist, anstatt was sein sollte, gewesen ist oder erst sein wird
Die Freiheit das auszusprechen, was ich wirklich fühle und denke, und nicht das, was von mir erwartet wird
Die Freiheit zu meinen Gefühlen zu stehen, und nicht etwas anderes vorzutäuschen
Die Freiheit um das zu bitten, was ich brauche, anstatt immer erst auf Erlaubnis zu warten
Die Freiheit in eigener Verantwortung Risiken einzugehen, anstatt immer nur auf Nummer sicher zu gehen und nichts Neues zu wagen
Für mich sind das riesengroße Erlaubnisse ungezwungen zu leben, meinen Wahrnehmungen und meiner Intuition zu trauen und das zu tun, was ich wirklich will – und das andere bewusst nicht zu tun! Nichts zu machen, weil „man es halt so macht“. Mich zu riskieren, indem ich Position beziehe. Meine Bedürfnisse formulieren und damit (gut) leben zu können, dass sie nicht befriedigt werden. Mich einengenden Zwängen zu widersetzen, damit ich leben kann, wozu ich gewollt bin.
Das erlebe ich nicht nur als spannend und bereichernd – das ist für mich schon manchmal ganz schön schwierig. Die Balance zu finden zwischen Anpassung an (gute, hilfreiche, reflektierte…) Normen und Standards und der Freiheit, darauf zu pfeifen. Ich erlebe das als ein stetes sowohl – als auch. Freiheit und Sicherheit, Autonomie und Bindung, Individualität und Anpassung. Ich bin da immer wieder neu eine Lernende und v.a. eine Übende, darin, mit diesen Polaritäten umzugehen, zu spielen, zu scheitern und zu werden.
Und ich glaube, dass genau diese Spannungen und Unsicherheiten das Wesen der Freiheit ausmachen:
Freiheit ist riskant. Sie nicht zu leben bringt scheinbare und friedhöfliche Sicherheit: jede Menge (vermeintlich) klarer Antworten und Bestätigung.
Freiheit zu leben macht einsam. So schön es ist, mich als einzigartig zu begreifen – damit bin ich halt auch erst mal alleine mit mir.
Freiheit ist unverantwortlich: Wenn ich mich nur dem hier & jetzt hingebe ist es leicht zu vergessen, dass es da noch andere Menschen gibt und, dass mein hier & jetzt der Zukunft auch das ein oder andere von mir fordert – und zwar jetzt & hier!
Und: Freiheit ist unausweichlich! Wenn ich wirklich so leben will, wie es mir entspricht, wenn ich ja! sage zu dem, was ich bin und wie ich geworden bin, dann bleibt mir nichts anderes übrig als mich diesem Risiko und dieser Einsamkeit zu stellen. Dadurch übernehme ich Verantwortung für mich – und für die Welt in der ich lebe.
Ich kann mich nur dann einengenden Zwängen widersetzen und das leben, wozu ich gewollt bin, wenn ich die Verantwortung für mein Denken, Fühlen und Handeln übernehme und bereit bin, die Konsequenzen meines Denkens, Fühlens und Handelns zu tragen. Das kann kein anderer für mich tun (leider – oder zum Glück!)
Das ist für mich Freiheit: Verantwortung übernehmen in der riskanten Unsicherheit und in der einsamen Einzigartigkeit.
Freiheit hat also eine Schwester: Die Verantwortung.