Ich gebe ja seit einigen Jahren an der VHS Erlangen Kurse zu NLP-Themen. Ich mag den grenzgenialen Support an dieser VHS durch die Fachbereichsleiterin Frau Schreiber und überhaupt die wunderbare Organisation in diesem Haus und empfehle wirklich gerne das Programm der VHS Erlangen!
Für mich war das in den ersten Semestern die Möglichkeit, mich auszuprobieren, zu erfahren, welche Bedürfnisse Erwachsene haben, die sich entwickeln und weiterbilden wollen.
Und ich habe dabei etwas Wesentliches gelernt: NLP lernen ist erst in zweiter (oder dritter…) Linie das Lernen von Methoden, korrekten Tools. Viel wichtiger als das Lernen von Techniken ist es, als Mensch im Mittelpunkt zu stehen, eine Atmosphäre zu erleben, in der sich – an sich vollkommen Fremde – in sehr kurzer Zeit kennenlernen und mit sich selbst in Kontakt kommen können. Dann wird es möglich, dass Menschen die Freiheit entdecken, die sie haben, die Vielfalt der Möglichkeiten und ihre eigene Grandiosität. Das ist für mich das, was mich glücklich macht in dieser Arbeit: Da gibt es oft so einen kleinen Moment, in dem sich so ganz viel tut – ohne, dass irgendwas von irgendjemand im Außen gemacht werden muss. Ein Innehalten – und dann ein Aufblitzen in den Augen, eine Entspannung im Körper.
Aus diesem Innehalten, der sensiblen Wahrnehmung der eigenen Wirklichkeit und dem Anerkennen dessen was ist, erwächst Veränderung – oder eben auch nicht.
„Eine Drei-Zimmer-Wohnung mit guter Verkehrsanbindung, unter 500 € warm“ – das war kurzgesagt der Inhalt einer smarten Zielformulierung, die ein Teilnehmer nach allen Regeln der „Kunst“ in einem meiner ersten Kurse gebastelt hat. Auch ganz wunderbar visualisiert – und ja: das war wirklich eine traumhafte Wohnung von der dieser Mann da erzählt hat.
Und ich bin ihm aus heutiger Perspektive unglaublich dankbar, dass dieser Teilnehmer dann mit dieser Idee der smarten Ziele gehadert hat. Wie ist denn das mit der Realität? Mit dem Wohnungsmarkt und seinen oft sehr anderen und nicht wirklich traumhaften Bedingungen? Wie entwickelt sich aus einem solchen Ziel eine sinnvolle – zielführende – Strategie? Ist das wirklich! eine Sache der eigenen Glaubenssätze? Wie verhält sich das, was ich mir erträume mit dem, was die Realität herzugeben scheint? „Wir sind hier nicht bei ‚Wünsch dir was‘, wir sind hier bei ’so is‘ es!“ – oder vielleicht doch?
Mir hat diese Episode, so ganz am Anfang meiner NLP-Trainer-Zeit sehr deutlich die Augen geöffnet:
Man darf Menschen nicht in eine Methode pressen!
Methoden sind zwar leicht zu vermitteln – aber Menschen brauchen ein Gegenüber, das sie und ihre Realität ernst nimmt.
Menschen brauchen Vertrauen in sich selbst und in die Welt, den „Glauben“ daran, dass es gut wird – und jemanden, der sie unterstützt, sich selbst die Erlaubnis zu geben, dass es gut sein darf.
Menschen brauchen keine Lösungen „von der Stange“, sondern einen anderen Menschen, der ihnen die Gewissheit vermittelt, dass sie selbst eine Lösung finden werden – und der vielleicht auch ganz frivol anzweifelt, dass eine bestimmte Situation ein Problem ist: Eine Situation, auch eine als unangenehm empfundene Situation, ist erstmal nur eine bestimmte Situation, mit der man umgehen kann. Wie man damit umgeht, welche Strategie man also findet, ergibt sich aus diesem Einverstandensein mit dem was ist. Ein „Zustand“, das wie ich mich fühle, was ich über eine Situation und über mich selbst denke, ist dann ressourcevoll, wenn ich angstfrei und hoffnungsvoll, voller Vertrauen in das Leben das wahrnehme, was in mir lebendig ist und lebendig werden will.
Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht (Vaclav Havel)
Das „Einverstanden sein mit dem was ist“ ist die Voraussetzung jeder Veränderung
Ich habe in Folge dieses Abends eine ganze Zeit darauf verzichtet, das Thema „Ziele“ in meinen Kursen explizit zu lehren. Ich musste da eine ganze Zeit nachdenken und MEINEN Weg finden, wie NLP und ich zusammenpassen. Das war ein großes Abenteuer – das ich zusammen mit den Teilnehmer/innen meiner Kurse genossen habe. Dieser Entwicklungsprozess hat mir sogar mal die ausgesprochen wohlwollende Bemerkung einer mir sehr verbundenen Kollegin eingebracht, dass das, was ich da lehre „gar kein NLP mehr“ sei.
Das sie das als Kompliment verstanden wissen wollte und ich Feedback aus dieser Richtung immer wieder mal hörte, gab mir schon sehr zu denken… Stimmt schon, meine Art NLP zu unterrichten ist anders als die anderer… Und das eben aus guten Gründen.
Und meine Antwort ist bis heute die selbe: Oh doch! Das ist NLP!
NLP muss Freiheit und Vielfalt atmen
– sonst kann man diesen „Werkzeugkoffer“ einfach als historisches Phänomen abhaken. Und das wäre doch wirklich schade: NLP ist für mich DIE Wahrnehmungsschule schlechthin. Ich kenne keinen anderen Ansatz, der es so sehr übt, genau hinzuschauen, hinzuhören und hinzuspüren, was ist. NLP schafft in seiner Vielfalt die Voraussetzung dafür, dass Glück und Zufriedenheit wahrscheinlich wird.
„Mein NLP“ ist achtsam und nachhaltig – und für meine Kursteilnehmer/innen offensichtlich ein wichtiger Baustein, immer mehr das zu tun, was sie wirklich! tun wollen.
Und weil ich so neugierig bin: Welche Erfahrungen hast denn Du mit NLP gemacht? Welche Vorstellung von NLP hat Du? Erzähl mir davon in den Kommentaren!