Dieser Artikel entstand für ein Experiment: Kann ich das was ich offline recht erfolgreich tue auch online? Ja. Ich kann. Und warum sollten diese Texte und Übungen nicht jedem zugänglich sein, wäre doch schade!

Tja. Das ist heute ja schon die letzte Mail dieses Experiments.

Ich erzähle Dir heute die vorerst letzte Geschichte rund um Supervision, Coaching und NLP.

Es ist die Geschichte, wie es zu diesem Experiment kam – und ich glaube, da ist auch ein wichtiger Aspekt darin verborgen, der für die Arbeit mit Menschen immer gilt: Es muss nicht perfekt und von superlanger Hand geplant sein, damit es gut wird.

Ich finde ja, dass professionelle Arbeit mit Menschen, Konzept und Ziel braucht. Eine Große Idee, eine Vision, die das Handeln leitet. Werte, die Entscheidungen orientieren. Das braucht professionelle Arbeit mit Menschen genau so sehr, wie sie Reflexion in Supervision und Intervision braucht. Und auf dieser Basis, dass ich weiß, was mich antreibt und anzieht – da kann ich locker lassen, spontan und lebendig auch mal „alle Fünfe gerade sein lassen“ und das Experiment wagen.

Und heute gibt’s die Übung mal vor der Story:

Du kennst vielleicht das Modell der Neurologischen Ebenen, wenn nicht, lade ich Dich ein, es gleich mal zu erkunden. Nimm Dir ein Blatt Papier und zeichne diese Skizze ab – oder druck sie Dir hier aus.

Und nun denke an eine Situation aus Deinem beruflichen Alltag, in der Du gespürt hast, dass das, was Du da tust so richtig richtig und richtig wichtig ist.

Und dann arbeite Dich durch die verschiedenen Ebenen dieser Situation:

In welchem Kontext arbeitest Du da, was ist da besonders charakteristisch – was fällt Dir dazu spontan ein?

Was tust Du da? Nutze einfach nur Verben, zwei oder drei genügen!

Was kannst Du, damit Du das so tun kannst, wie Du das tust?

Was denkst Du deshalb über Dich, über die Welt über die Menschen?

Wenn Du Dir das so anschaust, fallen Dir bestimmt fünf Werte ein – Werte sind Hauptwörter, Nomininalisierungen von dem, was Dir wirklich wichtig ist!

Das können z.B. solche Werte sein: Flexibilität, Bewusstheit, Veränderungsbereitschaft, Erfolg und Konkurrenz, Anerkennung und Akzeptanz, Wissen und Intellekt, Verantwortung und Verlässlichkeit, Selbstbestimmung, Loyalität und Integrität, Status und Ansehen, Stabilität und Sicherheit, Klarheit, Genuss, Freundschaft, Solidarität, Unterstützung geben, Fairness und Gerechtigkeit, Bewegung und Körperlichkeit, Schönheit, Spiritualität

Damit „Werte“ lebendig werden, müssen sie wieder zu Verben werden… Aber dazu ein anderes Mal mehr…

Das formt Deine Rolle, Deine Identität in dieser Situation: Wenn Du so handelst, so denkst, Dir diese Dinge da wichtig sind: Was bist Du da für eine? Beginne den Satz ruhig mit „Ich bin…“

Wem fühlst Du Dich nahe, wenn Du so bist? Welche große Idee steckt hinter dem, wie Du da in dieser konkreten Situation performst?

 

Ich hatte Dir ja versprochen, dass ich Dir die Geschichte dieses Experiments erzähle. Eigentlich war das „nur“ ein online-Kurs im Storytelling, den ich da gebucht habe: Geschichten erzählen tu ich nämlich sehr gerne 🙂

Und sehr schnell war klar: Das Erzählen meiner Geschichten als Supervisorin, Coach und Trainerin ist kein Selbstzweck. Es geht nicht darum, dass ich mir meinen Bauchnabel pinseln lasse (besser so, bin nämlich kitzelig). Es geht darum, dass DU etwas davon hast. Dass die Menschen, die mit Menschen arbeiten etwas davon haben, dass ich so geworden bin, wie ich geworden bin.

Und in diesem Storytelling-Experiment von Susan Gaul wurde mir bewusst, welche These ich zum Thema Perfekt sein habe:

Jeder hat in seinem Inneren Team einen Perfektionisten. Wenn der nicht genügend gewürdigt wird, dann kann der nie Feierabend machen und beherrscht alles: Mit dem Effekt, dass Menschen, die eigentlich eine saugute Arbeit machen, sich unfähig fühlen.

Glaub mir: Dieses Gefühl kenne ich gut! Ich spüre oft den Druck, wenn ich sehe, was Andere so von sich zeigen. Wirklich tolle Bilder, geniale Grafiken – und so eine Praxis in einer Jugendstilvilla gefällt mir schon auch sehr gut. Im Vergleich dazu bin ich ziemlich unperfekt. Aber irgendwann hab ich aufgehört, mich deshalb davon abzuhalten, das zu tun, was ich gerne tun möchte.

Ich bin ziemlich unperfekt geworden in den letzten Jahren. Ich habe noch immer keine perfekten Grafiken, keins der angesagten Email-Systeme (mein wunderbares Newsletter-plugin hört auf den Namen „mailpoet“) und noch nicht mal aktuelle Profilbilder, geschweige denn eine perfekt gestylte Praxis – das ist meine Welt. Und in der fühle ich mich sehr wohl. Und Du hoffentlich auch.

Ich mag mein Unperfektsein seitdem ich auf das besonnen habe, was mir wirklich! wichtig ist und auf das, was ich eben gut kann.

Perfektion ist ja auch Hauptwort, ein Wert. Es ist was Gutes, keine Frage. Sie wird halt gerne zum Perfektionismus, um den geht es in dem online-Kurs …Wie schon erwähnt: Wenn Du einen Freiplatz in diesem Kurs haben möchtest, gib mir bitte Bescheid – wenn Du es nicht schon längst getan hast.

Meine  Arbeitsweisen hast Du kennen gelernt – jetzt kannst Du Dich entscheiden, ob Du da weiter lernen willst.

Mach einfach! was Du wirklich! willst!

Und: Mach’s wirklich einfach – kompliziert wird es von alleine…

Und dazu ist es gut, wenn Du Deine Werte kennst, wenn Du weißt, was Dir wirklich wirklich wichtig ist.

 

Perfekt sein muss man sich auch leisten können