Dieser Artikel entstand für ein Experiment: Kann ich das was ich offline recht erfolgreich tue auch online? Ja. Ich kann. Und warum sollten diese Texte und Übungen nicht jedem zugänglich sein, wäre doch schade!
Hier die dritte Mail dieses lus.t-Experiments: Du erinnerst Dich an die letzte Mail, wie ich Dir von meinem Whirlpool in der Regnitz erzählt habe und dass mich dieser Traum zu meiner Supervisionsausbildung gebracht hat?
Da hab ich etwas sehr sehr wichtiges gelernt, nämlich:
Trink keine ranzige Milch!
An einem der Kurswochenende meiner Supervisionsausbildung hatte ich eine – zugegebener Weise ziemlich eklige – Erleuchtung. Da kam ich mir selbst und einem meiner typischen Handlungsmuster einigermaßen überraschend auf die Spur: Ich kam am Mittag erst sehr spät aus der Schule und hatte nur sehr wenig Zeit – wenn ich denn pünktlich beim Kurs sein wollte. Aber ich war müde, erschöpft, frustriert. Anstatt, dass ich genau darauf, auf die deutlichen Signale meines Körpers und meiner Seele gehört hätte und einfach ein halbes Stündchen Pause gemacht hätte und halt ein bisschen zu spät gekommen wäre, tat ich das, was in solchen Situationen immer hilft: „Jetzt erst mal nen Kaffee“.
Die Schlange beim Bäcker im Supermarkt war unglaublich lang (da hätte ich mindestens 3 Minuten warten müssen, wenn nicht sogar fünf – und Pünktlichkeit und Verlässlichkeit ist ja soooo wichtig!) – da hol ich mir doch lieber einen Kaffee to go beim Dönerstand vor dem Supermarkt.
Und ganz ehrlich, wenn ich das so schreibe, frage ich mich, wie blöd man eigentlich sein kann… Ihr könnt jetzt schon ahnen, dass dieser Plan schief gehen muss…
Das was ich da bekommen habe, war unglaublich:
Fieser Kaffee mit Milchweißer. Mit ranzigem Milchweißer.
Und das eigentlich Unglaubliche: Ich habe diesen Angriff auf den guten Geschmack auch noch getrunken. Komplett.
Der erste Schluck war furchtbar, der zweite noch schlimmer und umso kälter der Kaffee wurde, umso unerträglicher wurde es.
Aber das war halt mal der Kaffee, der mir zur Verfügung stand.
Und was man anfängt, muss man zu Ende bringen. Nicht wahr? Eine gruslige Ansammlung destruktiver Glaubenssätze. Mir war schlecht. Den ganzen langen Weg bis zum Ausbildungsinstitut. Gegessen hatte ich natürlich auch noch nichts.
Hungrig und den Bauch voll mit ranziger Milch. So saß ich in der Anfangsrunde dieses Kurses.
Das Gesicht unseres Ausbildungsleiters als ich diese Geschichte erzählte, war unbezahlbar: Er konnte seltsamerweise nicht verstehen, wie ein an sich intelligenter Mensch so handeln konnte. Gesagt hat er dazu keinen Ton. Nur sein vollkommen verständnisloser Blick spiegelte mir, was ich selbst bis dahin noch nicht bewusst hatte: „Bist Du eigentlich blöd? Warum um Gottes Willen tust Du Dir sowas an: Nimmst das, was Dir scheinbar so einfach angeboten wird, anstatt das zu holen, was Du wirklich willst? Damit kannst Du nicht glücklich werden!“
Unerträgliche Situationen auszuhalten ist keine Heldenleistung – das ist einfach nur doof!
Und eklig.
Und auf Dauer ungesund!
Nun gut, ich hab meine Hausaufgaben gemacht, hab mich auf das Abenteuer eingelassen, genau hinzuschauen, wann ich warum nach diesem Muster „Nimm was Du bekommen kannst, was Du willst, bekommst Du eh nicht!“ handle, wozu das gut war und welche Glaubenssätze da so am Werk sind. Angenehm war diese Entdeckungsreise nicht.
Ziemlich stürmische See und heftige Winde. Aber: Ich hab in diesem Prozess angefangen, meinen Whirlpool zu verlassen – die Komfortzone. Und darüber bin ich auch sehr froh. Denn: In der Komfortzone entdeckt keiner, was so alles in ihm steckt. Und wenn man zulange im Whirlpool sitzt, bekommt man runzlige Haut. Das ist fast so doof wie ranzige Milch.
lus.t auf eine Übung?
Nein, ich bitte Dich nicht, Dir jetzt ranziges Milchpulver zu besorgen. Ganz im Gegenteil: Mach Dir eine richtig gute Tasse Kaffee oder brüh Dir Deinen besten Tee auf. Oder schenk Dir ein Glas wirklich gutes Wasser ein (Und: Wenn Du dort, wo Du gerade bist, nur mittelmäßigen Kaffee, einen „naja“-Tee oder gar nichts zu trinken zur Verfügung hast, schreib auf Deine todo-liste, dass sich daran etwas ändern muss!).
Komm doch mal Deinen Glaubenssätzen auf die Spur und ergänze für Dich die folgenden Sätze:
Ich habe Erfolg, wenn ich…
Wenn ich sage, was ich denke, dann…
Wenn ich mir etwas wünsche, dann…
Damit mich Leute toll finden, muss ich…
Wenn ich Anerkennung bekommen will, dann darf ich nicht…
Wenn ich einen Fehler gemacht habe, dann…
Bei welchem dieser Sätze hat es Dich spontan ein bisschen geschüttelt – bei welchem Glaubenssatz merkst Du eine deutliche Körperreaktion? Wo hörst Du in Dir die leise Stimme „hey, das ist doch doof!“ Wende Dich diesem Satz zu und überleg Dir vier gute Gründe, weshalb dieser Satz wichtig ist für Dich – oder wichtig war in Deinem Leben. Und dann überlege Dir, was Du stattdessen lieber denken und für wahr halten möchtest. Magst Du diesen Satz mit mir teilen?